Wer war eigentlich Adam Riese?
Adam Riese-Statue und Haus in Annaberg (Sachsen) - einer der Wirkungsstätten von Adam Riese
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„Also, nach Adam Riese müsste dieses Ergebnis herauskommen!“
Annähernd jeder kennt den Namen des Mannes, den wir ganz klar mit Rechenkunst und Mathematik in Verbindung bringen. Doch kaum jemand weiß, wer Adam Riese eigentlich wirklich war und was ihm die moderne Mathematik zu verdanken hat.Denn, entgegen weitgehendem Irrglauben, war Adam Riese kein Rechengenie im klassischen Sinne, das etwa neue Formeln entdeckte oder mathematische Rätsel löste. Vielmehr hatte es sich Adam Riese zur Aufgabe gemacht, das Rechnen und die Mathematik weiten Kreisen der Gesellschaft zugänglich und verständlich zu machen.
Rechenmeister und moderner Denker
Adam Riese, der eigentlich Adam Ries hieß, lebte von 1492 bis 1559 und gilt bis heute als einer der größten deutschen Rechenmeister. Bekannt wurde er vor allem durch die Veröffentlichung seiner drei bekanntesten Bücher. Schon hier entschied er sich für einen damals unüblichen Weg:Er verfasste und veröffentlichte die Bücher in deutscher und nicht wie normalerweise seinerzeit üblich auf Latein.
Außerdem nutzte er in seinen Veröffentlichungen, ebenfalls unüblicherweise, die arabischen Zahlen, statt der lateinischen, da letztere nur schwer zu verstehen waren und somit nicht den Zweck erfüllten, auch dem „einfachen Volk“ verständlich zu sein.
Seine Bücher trugen die Titel
- „Rechnung auff linihen“,
- „Rechnung auff der linihen und federn“ (das bekannteste Werk Rieses)
- und „Rechenung nach der lenge, auff den linihen und federn“
Nach dem der Mathematiker wohlhabend aufwuchs, zog es ihn 1518 nach Erfurt, wo er mit der Lehre Luthers vertraut wurde und vor allem Interesse an Rechenbüchern bekannter Mathematiker zeigte.
Schlussendlich gründete er eine Rechenschule in Annaberg, die bis heute besteht. Die Affinität zur Mathematik setzte sich in seiner Familie fort: Drei Söhne der insgesamt neun Kinder Rieses wurden ebenfalls Rechenmeister.
Ein Erbe, von dem wir alle zehren: Das schriftliche Rechnen
Die Art des „Rechnens nach Adam Riese“ wurde weithin bekannt und fand fortan in vielen Schulen Anwendung. So etablierte sich insbesondere das sogenannte schriftliche Rechnen. Das von Ries dargestellte schriftliche Multiplizieren beispielsweise wird bis heute in dieser Form an Schulen weltweit gelehrt.Andere Varianten seiner Rechenwege erscheinen uns heute möglicherweise unnötig kompliziert und wurden mittlerweile von anderen Methoden abgelöst. Den Bemühungen Adam Ries jedoch haben wir zu verdanken, dass das „einfache“ Rechnen für jedermann Einzug halten konnte und somit nicht mehr länger ausschließlich gutsituierten Menschen offenstand.