Wie viel Frost halten Obstbäume aus?

Veröffentlicht: 30. April 2021 Aktualisiert: 27. Januar 2024 von
Das Wetter in den ersten Monaten des Frühlings ist leider nicht immer sonnig und warm. Es kann durchaus sein, dass es Frost gibt, schneit oder nasskalt ist. Da fragt sich der Gartenbesitzer wie viel Frost Obstbäume nun eigentlich aushalten. Hier erfahren Sie das genauer.

Stamm eines Apfelbaums - im Schnee
Stamm eines Apfelbaum während Schnee im April
Das launische Aprilwetter im Frühling hat in aller Regel auch Spätfröste im Gepäck. Nicht nur wir Menschen frieren, auch Obstbaumblüten leiden unter großer Kälte. Tiefe Temperaturen können Knospen und Blüten an der Weiterentwicklung hindern.
Bis zu den Eisheiligen besteht in unseren Gefilden Frostgefahr. Erst wenn die „Kalte Sophie“ (Namenstag der Hl. Sophia am 15.05.) vorbei ist, muss auch in rauen Gegenden mit keinen Minusgraden mehr gerechnet werden.

Die Eisheiligen stellen ein typisches Wettermuster mit Kälteeinbruch dar, resultierend aus der unterschiedlichen Aufwärmung von Land und Meer. Infolgedessen bilden sich über Osteuropa große Tiefdruckgebiete, die kalte Luftmassen nach Mitteleuropa schicken und die bereits aufgewärmte Landluft verdrängen.

Blütenaustrieb der Obstbäume

schneebedeckte Blüte Birnbaum
schneebedeckte Blüte eines Birnbaums
Länger werdende Tage und warme Sonnenstrahlen lösen bei Obstbäumen den Impuls zur Blütenbildung aus. Der Apfelbaum lässt sich etwas mehr Zeit, denn er schmückt sich meist erst Anfang Mai mit Blüten.

Etwas schneller reagiert der Birnbaum auf lindes Frühlingswetter. Er legt noch kurz vor den Apfelbäumen sein Blütenkleid an. Die Nase vorn hat hingegen das Steinobst. Zwetschgen-, Pflaumen- und Pfirsichbäume starten als Erste in die neue Saison. Gefolgt vom Kirschbaum, der gemeinhin gegen Mitte bis Ende April in voller Blüte steht. Süßkirschen hinken den Sauerkirschen etwa zwei Wochen hinterher.

Es kommt aber stets auf die Lage an. Am Oberrhein blühen die Bäume etwas früher, während sich die Gewächse in Höhenlagen, beispielsweise im Harz, Schwarzwald und Allgäu, länger gedulden. Die Bestäubung der Steinobstbäume übernehmen bevorzugt Hummeln und Mauerbienen. Beide Wildbienenarten sind schon zeitig im Jahr auf der Suche nach Nektar unterwegs.
Grundsätzlich gilt, je früher Obstbäume blühen, umso größer das Risiko, dass Frost den Ernteertrag im Herbst schmälert.

Wann sind die Blüten am empfindlichsten?

Blüte Pfirsich
blühender Pfirsichbaum im April-Schnee
Inwieweit niedrige Temperaturen den Fruchtansatz an Obstbäumen ungünstig beeinflussen, hängt unter anderem vom jeweiligen Status der Blüte ab. Knospen reagieren auf Kälte weniger sensibel. Ihre noch zusammengerollten Blütenblätter halten die Samenanlage mit der Eizelle warm.

Am anfälligsten gegen Minusgrade sind Blüten in geöffnetem Zustand. Damit sie bei den Insekten Beachtung finden, strecken sie ihre Blütenblätter weit zur Seite. Zu diesem Zeitpunkt kann die Kälte bis tief in den Blütenboden vordringen und Schaden anrichten.

Sind die Blüten bereits bestäubt und es bildete sich schon ein leicht verdickter Fruchtknoten, nimmt das Frostrisiko wieder ein wenig ab.

Wie viel Frost stecken Obstbäume wohlbehalten weg?

Den Bäumen selbst bereiten Minusgrade keine Probleme. Mitteleuropäische Winter überstehen sie mühelos. Anders verhält es sich mit ihren Blüten.
Doch Befürchtungen, dass Obstbaumblüten absterben, sobald das Thermometer den Nullpunkt erreicht, entsprechen nicht der Realität.

Mit einer gewissen Frosttoleranz sind alle Obstbäume ausgestattet:

Kirschbaum

Bis zu -3° C halten Kirschbaumknospen aus. Geöffnete Blüten nehmen bis zu -1° C in Kauf.

Zwetschgenbaum

Wie die Kirsche der Gattung Prunus angehörend, existiert hier eine übereinstimmende Frostresistenz (-3° bzw. -1° C), stimmig mit Pfirsichen und Aprikosen.

Apfelbaum

Ab -4,5° C wird es für Apfelbaumknospen kritisch. Vollblüten tragen ab -2,5° C höchstwahrscheinlich Beeinträchtigungen davon.

Birnbaum

Der Birnbaum lässt sich in etwa mit dem Apfelbaum gleichsetzen.

Faustregel für alle Obstbäume

Bis -3° C trotzen Knospen und bis -1° C geöffnete Blüten einer frostigen Umgebung.

Innerhalb der nächsten 10 Tage offenbart sich, ob Kälte Schäden verursachte oder nicht. Verfügt der noch winzige Fruchtansatz über eine kräftige, grüne Farbe, verläuft der Entwicklungsprozess optimal. Verfrorene Blüten besitzen im Gegensatz dazu ein zerstörtes Zellgewebe. Sie werden komplett braun, auch am Grund.

Tipp: Trotz Nachtfrost auf Ernte hoffen

Im professionellen Obstanbau gehen geringe Erträge mit niedrigen Gewinnen oder sogar Verlusten einher. Jeder Zentner zählt, der im Herbst geerntet werden kann. Obstplantagen wappnen sich deshalb mit diversen Methoden, um Blüten vor strengen Frösten zu bewahren:
  • Bäume mit Wasser besprühen, damit der entstehende Eisfilm die Blüten vor Kälte schützt.
  • Feuer in Metalltöpfen anzünden, um die Luft zu erwärmen. Hier ist äußerste Vorsicht geboten.
    Im privaten Bereich existiert bei dieser Vorgehensweise eine extrem hohe Brandgefahr. Deswegen unbedingt darauf verzichten!

Allzu viel Sorgen wegen eines eventuell ausbleibenden Ertrags sind für den Gartenbesitzer unangebracht. Die Obstbaumblüte erstreckt sich im Verlauf von drei Wochen. Weil sich niemals alle Blüten gleichzeitig öffnen, sind trotz Frost immer einige dabei, die zu köstlichen Früchten heranreifen.
Ansonsten verhelfen verschiedene Obstsorten, die hintereinander blühen, zu einer zufriedenstellenden Ernte.

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