Finanzlexikon: Totalverlust

Veröffentlicht: 15. April 2014 von
In diesem Eintrag des Finanzlexikons wird Ihnen der Begriff des Totalverlusts erklärt und Beispiele aufgelistet, wo Sie einen Totalverlust erleiden können.
Totalverlust
-99,99% = Totalverlust

Definition

Totalverlust
Ein Totalverlust beschreibt im Zusammenhang mit Finanzgeschäften den Zustand, an welchem das eingesetzte Kapital (Geld oder auch Sachmittel) vollständig oder zu 99,99% verloren gegangen sind.

Wo kann man einen Totalverlust erleiden?

Einen Totalverlust kann man grundsätzlich bei allen Finanzgeschäften erleiden, die ein gewisses Risiko bergen. Dazu zählt auch ein Sparbuch, auf welchem eine hohe Summe eingezahlt wurde, welche nicht von der gesetzliche Einlagensicherung abgesichert ist.
Wesentlich anfälliger für Totalverluste sind hingegen Aktien und Optionsscheine, welche in der nachfolgenden Liste auch nochmals kurz erklärt werden.

Die folgende Liste zeigt nun einige Beispiele für Finanzprodukte, bei welchen ein vollständiger Verlust des eingesetzten Geldes auftreten kann, wenn bestimmte Ereignisse eintreten.

  • Aktien
    Ein Totalverlust tritt insbesondere dann auf, wenn die Aktiengesellschaft zahlungsunfähig wird (z.B. bei Konkurs).
    Dies führt dazu, dass die Aktie zunächst stark fällt und danach nur noch wenige Cents wert ist. Wer die Aktie zu spät oder gar nicht verkauft erleidet einen Totalverlust, da die Aktie nach einiger Zeit wertlos oder zum Restwert von 0,001 Euro vom Aktiendepot ausgebucht wird.
  • Unternehmensanleihen/Aktienanleihen
    Analog zu Aktien werden festverzinste Unternehmensanleihen wertlos, falls das Unternehmen zahlungsunfähig wird. Wird die Anleihe von einer Bank herausgegeben (meist Aktienanleihen) wird die Anleihe zudem wertlos, falls die herausgebende Bank zahlungsunfähig wird.
    Insbesondere werden bei Insolvenz einer der eben beschriebenen Parteien keine Zinsen mehr gezahlt. Auch ein Totalverlust ist möglich, wenn die Insolvenz nicht abgewendet werden kann. Dann wird das eingesetzte Kapital nämlich nicht mehr zurückgezahlt
  • Optionsscheine
    Grob können Optionsscheine als eine Wette auf Finanzprodukte verstanden werden. Geht diese Wette nicht auf, liegt in den meisten Fällen ein Totalverlust vor und der Optionsschein wird zum symbolischen Betrag von 0,001 Euro (= 0,1 Cent) aus dem Depot ausgebucht.
    Totalverluste sind bei allen Arten von Optionsscheinen möglich.
  • Binäre Optionen
    Die vor allem im Internetzeitalter beliebten binären Optionen bergen das gleiche Verlustrisiko wie Optionsscheine.
  • Kauf von Kunst, Antiquitäten oder Schmuck zu Anlagezwecken
    Jeder, der beispielsweise eine der oben genannten alternativen Anlageklassen erwirbt, muss sich bewusst sein, dass ein Verkauf des Gegenstands zum Einkaufswert nicht garantiert ist.
    Inbesondere muss man sich bewusst sein, dass bei Verlust, Beschädigung oder Diebstahl niemand für den entstandenen Schaden aufkommt und deshalb das eingesetzte Kapital vollständig verloren ist.
  • Kauf einer Wohnung / eines Hauses
    Der Kauf einer Immobilie gilt grundsätzlich als sichere Möglichkeit der Geldanlage. Ein sehr unwahrscheinlicher Totalverlust läge nur vor, falls man gar nicht versichert ist und die Wohnung oder das Haus abbrennt, überschwemmt oder anderweitig stark beschädigt wird.
  • Glücksspiel
    Manche begreifen auch Glücksspiele um Geld als "Geldanlage", welches keineswegs nicht empfehlenswert ist!
    Sollte dem tatsächlich so sein, sollte man sich stets dem Verlustrisiko im Rahmen des Totalverlusts bewusst sein.

Die List ist nicht vollständig, sie wird jedoch bei Kenntnis weiterer Szenarien erweitert.

Ein Beispiel mit One-Touch-Optionsschein

Ein One-Touch-Optionsschein wird genau dann wertlos, falls eine bestimmte Schwelle bis zum Laufzeitende nicht überschritten wird.
Das folgende Beispiel zeigt einen typischen Fall, in welchem der Börsenhändler X einen Totalverlust erleidet:
  • Ausgangspunkt: Optionsschein auf den Eurokurs
    Berührt der Eurokurs bis zum 1.1.2020 die Marke von 1,40 Dollar, so wird der Optionsschein mit 10 Euro ausbezahlt. Anderweitig verfällt er wertlos.
  • X kauft den Optionsschein am 4.11.2019 für 4 Euro. Der Eurokurs steht bei 1,35 Dollar und hat seit Emission des Optionsscheins die Marke von 1,40 nicht berührt.
  • X könnte am 15.11.2019 den Optionsschein für 5 Euro verkaufen, da der Eurokurs bei 1,384 Dollar steht. Er wartet jedoch ab.
  • - zu spät - Ab diesem Zeitpunkt fällt der Eurokurs und damit auch der Wert des Optionsscheins. X verkauft jedoch bis zum Bewertungstag (1.1.2020) nicht!
  • Am 1.1.2020 steht der Dollarkurs bei 1,31 Euro und der Optionsschein verfällt wertlos mit 0,001 Euro.
    X hat sein eingesetztes Kapital um 99,99 Prozent verloren und erleidet damit einen Totalverlust

Wohin geht das verlorene Geld?

Zum Abschluss wird noch kurz auf die Frage eingegangen, wohin eigentlich das Geld wandert, wenn jemand sein gesamtes Kapital beim bei einer Finanzspekulation verloren hat.

Diese Frage ist lapidar mit "zu dem, der verkauft hat" zu beantworten.
Bezogen auf Optionsscheine wäre das die Bank, die bei Optionsscheinen beispielsweise Aktien hinterlegt und diese dann nach Ablauf des Optionsscheins mit Verlust verkauft werden.
Bei Unternehmensinsolvenzen versinkt das Geld in der Regel in der Insolvenzmasse, wobei daraus Gläubiger und Mitarbeiter des Unternehmens bedient werden müssen. Geht dem Unternehmen dann das Geld aus, so bleibt für die Anleger nichts mehr und sie erleiden den hier häufig zitierten Totalverlust.

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